Samstag, 5. November 2005

Offener Brief an Beate Klein - ARD

Hier können Sie den Offenen Brief an Beate Klein - ARD lesen, den Frau Dipl. oek. Angelika Schneider geschrieben hat(pdf-Datei):

Offener-Brief-an-Frau-Beate-Klein (pdf, 239 KB)

Donnerstag, 18. August 2005

Giftkur ohne Nutzen

Hier der Artikel "Giftkur ohne Nutzen" aus dem SPIEGEL Nr. 41/2004

giftkur_ohne_nutzen (pdf, 699 KB)

Freitag, 29. April 2005

Grüntee schützt vor Prostatakrebs

URL: http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/newsausgabe.htm?id=14055
Krebsmittel
Grüntee schützt Prostata

| 29.04.05 |
Pflanzenstoffe aus grünem Tee bewahren Risiko-Patienten vor Prostata-Krebs. Italienische Mediziner konnten mit einem Wirkstoff aus grünem Tee verhindern, dass sich bei Patienten mit einer Prostata-Krebs-Vorstufe tatsächlich ein Tumor entwickelte. Sie hatten den Männern täglich 600 Milligramm Catechine verabreicht. Das sind Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Flavonoide, die Pflanzen vor Krankheiten schützen.

Die Catechin-Mischung enthielt zu 50 Prozent EGCG (Epigallo-Catechingallat). Dieser Stoff löst den Zelltod von Prostata-Tumor-Zellen aus, lässt aber gesunde Zellen unbeschadet. EGCG kommt in grünem, aber nicht in schwarzem Tee vor. Die Catechine gehen bei der Fermentation zu schwarzem Tee verloren.

Wirkstoff steckt in zehn Tassen Grüntee

An der Studie in Parma nahmen 62 Patienten mit einer fortgeschrittenen Veränderung der Prostata teil, einer so genannten intra-epithelialen Prostata-Neoplasie. Normalerweise entwickeln ein Drittel solcher Patienten innerhalb eines Jahres ein Prostata-Karzinom.

Von den 32 Studien-Teilnehmern, die Catechine aus grünem Tee einnahmen, war nach einem Jahr nur einer an einem Prostata-Karzinom erkrankt. In der 30-köpfigen Vergleichsgruppe, die ein Placebo bekommen hatten, waren es dagegen neun Männer.

Die tägliche Catechin-Dosis entsprach etwa derjenigen Menge, die in zehn bis 20 Tassen grünem Tee enthalten ist, erklärte Studienleiter Saverio Bettuzzi bei der Vorstellung der Studie auf einem Krebskongreß in Anaheim in den USA.

Quelle: Ärzte Zeitung

Donnerstag, 31. März 2005

Eoropa investiert zu wenig in die Krebsforschung

Studie: Europa muss mehr in Krebsforschung investieren

Veröffentlicht am 31. März 2005

EU-Mitgliedstaaten geben pro Kopf sieben Mal weniger für die Krebsforschung aus als die USA

Europa muss seine Ausgaben für die Krebsforschung verdoppeln. Zu dieser Schlussfolgerung kommt eine neue Studie über die Art und Weise der Finanzierung der Krebsforschung in der EU.

Die von der Europäischen Kommission finanzierte Studie zur Finanzierung der Krebsforschung in Europa hat ergeben, dass die EU-Mitgliedstaaten pro Kopf sieben Mal weniger ausgeben als die USA, dass die Finanzierungsmittel für präventive und klinische Forschung unzureichend sind und dass Europa bei seiner Gesamtunterstützung für die Krebsforschung schlecht abschneidet, sowohl zentral als auch auf Ebene der Mitgliedstaaten.

In der Studie heißt es außerdem, dass mehr als die Hälfte der europäischen Krebsforschung durch den Wohlfahrtssektor finanziert werde und dass Möglichkeiten für eine verstärkte Zusammenarbeit sowohl zwischen den Förderern in der gesamten EU als auch zwischen den verschiedenen Forschungsdisziplinen bestünden.

"Die EU hinkt enorm hinter den USA her, was ihre Unterstützung für die nicht-kommerzielle Krebsforschung betrifft", stellt Richard Sullivan, Vorsitzender des European Cancer Research Managers Forum, fest. "Diese Kluft ist eine große Bedrohung für die Fähigkeit der EU, die Krebsforschung in Nutzen für die Patienten umzusetzen. Ebenfalls bedroht sind die Fähigkeit, Kliniker und Wissenschaftler für die Arbeit in der Krebsforschung einzustellen und zu binden sowie die kommerzielle Attraktivität der EU. Es scheint, dass das Problem sowohl in mangelnder zentraler EU-Finanzierung als auch in der Ungleichheit zwischen den Mitgliedstaaten liegt, wobei viele die Krebsforscher in ihren Ländern nicht angemessen unterstützen", so Dr. Sullivan weiter.

Dem Bericht zufolge geben die USA pro Kopf sieben Mal mehr (17,63 Euro gegenüber 2,56 Euro) und als Anteil des BIP vier Mal mehr (0,0578 Prozent im Vergleich zu 0,0163 Prozent) für die Krebsforschung aus.

Der Bericht zeigt außerdem enorme Unterschiede bei den Ausgaben für die Krebsforschung in der EU in den Jahren 2002 und 2003 auf. Beispielsweise gab das VK 388 Millionen Euro aus, wohingegen Malta überhaupt keine Ausgaben hierfür tätigte. Die Europäische Kommission steuerte 90 Millionen Euro bei. Am Anteil des BIP gemessen investierte das VK am meisten (0,0267 Prozent), gefolgt von Schweden, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.

Dr. Sullivan zufolge sollten die Kommission und die nationalen Regierungen dringend das Thema der riesigen Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten bei der Finanzierung der Krebsforschung angehen. Die nationalen Regierungen sollten ihre eigenen Finanzierungsmittel erhöhen und die Kommission sollte ihre Finanzierungspolitik überprüfen und darauf abzielen, die Koordinierung und Zusammenarbeit in der EU zu verbessern.

"Dies ist ein Aufruf an die Europäische Kommission, die Finanzierungsmittel für die Krebsforschung zu erhöhen. Die Studie zeigt, dass Europa ein Kontinent zweiter Klasse ist, was die Finanzierung der Krebsforschung angeht. Wir wissen, dass Krebsforschung zu einer besseren Krebsbehandlung für den Patienten führt, und somit ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie in Europa angemessen finanziert wird. Ich schätze, dass durch eine bessere Behandlung der Patienten jährlich 10.000 bis 20.000 zusätzliche Menschenleben gerettet werden könnten, wenn die Finanzierungsmittel für die Krebsforschung erhöht würden", sagt Gordon McVie, Senior Consultant beim europäischen Onkologieinstitut in Mailand.

Die Studie zeigt außerdem auf, dass die EU ihre Finanzierungsmittel auf Kosten der präventiven und klinischen Forschung auf die Grundlagenforschung konzentriert. Dem Bericht zufolge erhält die Biologie 41 Prozent aller Finanzierungsmittel für die Krebsforschung gegenüber 20 Prozent für die Behandlung und vier Prozent für die Prävention. Dagegen geben die USA 25 Prozent für die Biologie, 25 Prozent für die Behandlung und neun Prozent für die Prävention aus.

"Die nicht-kommerziellen Finanzierungsmittel für die klinische Forschung sind in Europa proportional gesehen unzureichend. Das ist besorgniserregend, insbesondere in Bezug auf die translationale Forschung, und dieses Problem muss dringend angegangen werden; andernfalls wird Europa bei der Entwicklung neuartiger Krebsmittel weiter zurückfallen", sagt Françoise Meunier, Generaldirektorin der Europäischen Organisation für die Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen (European Organisation for Research and Treatment of Cancer - EORTC). "Ebenso ist die Entwicklung neuer und effektiverer nicht-medikamentöser Maßnahmen und Prognosemarker von klinischen Hochschulversuchen abhängig.

Wir brauchen eine starke, unabhängige klinische Forschung in Europa, die von Regierungs- und karitativen Organisationen finanziert wird. Im Rahmen derartiger unabhängiger Forschung können die selteneren und schwerer zu behandelnden Krebsarten untersucht werden, für die dringend neue Behandlungen und Heilungsmöglichkeiten benötigt werden, aber die weniger attraktiv für Investitionen kommerzieller Organisationen sind. Die Unterfinanzierung der klinischen Krebsforschung schadet zusammen mit einem unproportional aufwändigen Regulierungsumfeld der europäischen Krebsforschung und ihrer Wettbewerbsfähigkeit erheblich. Das sind schlechte Neuigkeiten für Europa, aber vor allem sind es schlechte Neuigkeiten für die Krebspatienten", fügte Professor Meunier hinzu.

Schließlich wird in dem Bericht auf die Identifikation von 139 nicht-kommerziellen Finanzierungsquellen in ganz Europa (einschließlich der Beitrittsländer, der assoziierten Länder und der beitrittswilligen Länder sowie der Europäischen Freihandelszone) hingewiesen sowie darauf, dass über die Hälfte der europäischen Krebsforschung durch den gemeinnützigen Sektor finanziert wird. In dem Bericht wird daher empfohlen, dass der Wohlfahrtssektor als gleichwertiger Partner in allen Angelegenheiten anerkannt wird, von der Entwicklung der europäischen Krebspolitik bis hin zum Zugang zur Forschungsfinanzierung der EU.

Die vollständige Studie zur europäischen Finanzierung der Krebsforschung ist abrufbar unter:
http://www.ecrmforum.org/

Quelle: Cordis

Montag, 28. März 2005

Giftkur ohne Nutzen

(BGH-URTEIL IV ZR 135/92) "... DASS JEDE KREBSTHERAPIE EIN EXPERIMENT IST, DA DIE SCHULMEDIZIN KREBS NICHT RICHTIG DEUTEN KANN"!

Artikel aus DER SPIEGEL Heft 41 04.10.2004

"Giftkur ohne Nutzen"

Immer ausgefeiltere und teurere Zellgifte werden schwer kranken Patienten mit Darm-, Brust-, Lungen- oder Prostatatumoren verabreicht. Nun hat ein Epidemiologe die Überlebensraten analysiert. Sein Befund: Allen angeblichen Fortschritten zum Trotz leben die Kranken keinen Tag länger.

An Heiligabend wurde Erika Hagge* ins Prosper-Hospital Recklinghausen eingeliefert. Die Ärzte schnitten einen bösartigen Tumor aus ihrem Darm und entfernten die Milz. Anfang August entdeckten sie dann Metastasen.
Am Dienstag vergangener Woche erhielt die 64-jährige Hausfrau ihre erste Chemotherapie. Gelöst in einer klaren Flüssigkeit strömten zwei Zellgifte durch einen Infusionsschlauch in ihre Vene. „Das ist immer noch wie ein Alptraum für mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Krebs habe", sagt Frau Meyer. „Aber ich hoffe, dass es besser wird. Die sind ja immer weiter mit der Chemotherapie."

Im Klinikum Großhadern der Universität München arbeitet einer, der diesen Optimismus nicht teilen kann.

„Was das Überleben bei metastasierten Karzinomen in Darm, Brust, Lunge und Prostata angeht, hat es in den vergangenen 25 Jahren keinen Fortschritt gegeben", sagt der Epidemiologe Dieter Hölzel, 62. Er hat zusammen mit Onkologen die Krankengeschichten Tausender Krebspatienten dokumentiert, die in und rund um München seit 1978 nach dem jeweiligen Stand der Medizin behandelt wurden. Die Menschen litten im fortgeschrittenen Stadium an einem der vier Organkrebse. Mit jährlich etwa 100000 Todesopfern allein in Deutschland sind diese Tumorarten die großen Killer.

Gerade für Menschen mit Metastasen gilt die Chemotherapie als Behandlung der letzten Wahl, wenn sich die verstreuten Tochtergeschwulste mit Strahlen und Skalpellen nicht mehr erreichen lassen. Seit Jahrzehnten werden immer neue Zellgifte eingesetzt. Oftmals verlangen die Arzneimittelhersteller dafür astronomisch hohe Preise. Im Austausch versprechen sie ein längeres Leben.
„Chance für Lebenszeit!" heißt es etwa auf einem drei Meter großen Werbeplakat für das Krebsmittel „Taxotere". Der Hersteller eines Konkurrenzpräparats wirbt unter dem Motto: „Taxol - dem Leben eine Zukunft geben".
Und auch Erika Meyers Arzt in Recklinghausen gibt sich zuversichtlich: Die Chemotherapie habe sich in den vergangenen 20 Jahren deutlich verbessert, sagt der niedergelassene Onkologe Friedrich Overkamp, 47. Es ließen sich „beträchtliche Lebensverlängerungen" erreichen.

Die neuen Zahlen des Krebsregisters der Universität München indes bestätigen das nicht.
Die Überlebensraten haben sich in den vergangenen Jahrzehnten demnach mitnichten verbessert (siehe Grafik):

Auszug aus der Grafik:

Überlebensrate von Patienten mit metastasiertem Organkrebs in den vergangenen 26 Jahren:
Prostatakarzinom:
1 Jahr: > 80%
2 Jahre: >50%
3 Jahre: >30%
4 Jahre: >20%
8 Jahre: >5%

Quelle: Prof. Dieter Hölzel, Klinikum Großhadern, München

Heutige Patienten versterben genauso schnell an Krebs wie ihre Leidensgenossen vor 25 Jahren.
Während die Kurve für Darmkrebs eine geringfügige Besserung zeigt, ist die Überlebensrate für Brustkrebs im Laufe der Jahre sogar gesunken. Wahrscheinlich, meint Hölzel, handele es sich nur um zufällige Schwankungen ohne Aussagekraft; aber selbst noch Schlimmeres hält er nicht für ausgeschlossen:
„Ich befürchte, dass die systematische Ausweitung der Chemotherapie gerade bei Brustkrebs für den Rückgang der Überlebensraten verantwortlich sein könnte."

Die Aussage des Epidemiologen gilt ausdrücklich nicht für die medikamentöse Therapie von Lymphkrebsarten, Morbus Hodgkin, Leukämien, Sarkomen und Hodenkrebs. Diese Krankheiten können inzwischen in vielen Fällen auf geradezu spektakuläre Weise geheilt werden.

Ebenso wenig gilt Hölzels Verdikt für jene Chemotherapien, die vor einem chirurgischen Eingriff die Geschwulst verkleinern oder nach der Operation die verbliebenen Krebszellen zerstören sollen.
Düster hingegen lese sich die Bilanz bei soliden Tumoren im fortgeschrittenen Stadium, sagen erfahrene Kliniker.

Gerhard Schaller, 52, Gynäkologe von der Universität Bochum, konstatiert: „Für das Überleben von Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs hat die Chemotherapie bisher praktisch nichts gebracht - viel Lärm um nichts."

Auch Wolfram Jäger, 49, Leiter der Gynäkologie der Städtischen Kliniken der Landeshauptstadt Düsseldorf, hat ähnliche Erfahrungen gemacht:
„Es gab und gibt keine Erfolge. Da werden riesige Mengen von Frauen behandelt, ohne dass ein Nutzen tatsächlich bewiesen wäre. Wenn Sie das den Patientinnen sagen, die verzweifeln ja total."

Millionen von Krebskranken unterzogen sich in den vergangenen 50 Jahren einer Chemotherapie. Der erste Patient mit einem Lymphosarkom in fortgeschrittenem Stadium wurde 1942 von US-Ärzten mit Senfgas behandelt. Die Tumormasse schrumpfte auf geradezu wunderliche Weise. Zwar verpuffte der Effekt nach drei Monaten, und der Patient starb - dennoch war die Ära der Chemotherapie gegen Tumorleiden eingeläutet.

Die Zellgifte (Zytostatika) greifen auf unterschiedlichste Weise in die Vermehrung von Zellen ein. Weil Tumorzellen sich häufiger teilen als die meisten anderen Körperzellen, sind Geschwulste und Metastasen für Zytostatika besonders anfällig: Sie können schrumpfen, und mitunter verschwinden sie sogar ganz.

Allerdings können auch gesunde Zellen, die sich rasch teilen, geschädigt werden: die Zellen der Haarwurzeln etwa, aber auch die Blut bildenden Zellen des Knochenmarks. Weil sie bei Leukämien oder Lymphomen so spektakuläre Erfolge erzielte, wurde die Giftkur bald auch den vielen Patienten mit Organtumoren verordnet

Doch leben diese dank Chemotherapie überhaupt länger? Die entscheidende Vergleichsstudie wurde nie durchgeführt. Wahrscheinlich wird sich die Frage gar nicht mehr beantworten lassen. In klinischen Studien vergleichen die Hersteller stets nur neue mit alten Zellgiften; Kontrollgruppen, die gar nicht behandelt werden, gibt es nicht.
Um auf dem Markt zugelassen zu werden, reicht es, an einer kleinen Schar handverlesener Testpersonen irgendeinen Vorteil gegenüber einem bereits zugelassenen Zellgift „statistisch signifikant" erscheinen zu lassen.

Die Mittel, um die es dabei geht, sind alles andere als harmlos. Manche der frühen Chemotherapeutika rafften binnen wenigen Wochen etliche Patienten dahin und waren auf dem Markt nicht zu halten.
Aber auch die anderen Giftgaben bedeuteten vielfach, lebendig durch die Hölle zu gehen.
Die Menschen verloren die Haare und den Appetit, mussten sich übergeben, waren abgeschlagen und wurden von Entzündungen geplagt.
Zudem keimte bei einigen Medizinern langsam der Verdacht, dass die so gepriesenen Zytostatika womöglich gar nicht mehr konnten, als Metastasen vorübergehend schrumpfen zu lassen.

Im September 1985 erklärte der inzwischen verstorbene Klaus Thomsen, damals seit zwei Jahrzehnten Direktor der Gynäkologie der Universitätsidinik Hamburg-Eppendorf, auf einem internationalen Kongress in Berlin:
„Es sollte uns nachdenklich stimmen, wenn eine zunehmende Zahl von Ärztinnen und Ärzten sagt: An mir würde ich eine solche Therapie nicht vornehmen lassen."

Zehn Jahre später war es dann der Epidemiologe Ulrich Abel von der Universität Heidelberg, der den Nutzen der Chemotherapie in Zweifel zog. Ein Jahr lang hatte der Wissenschaftler mehrere tausend Publikationen zur Chemotherapie gesichtet .
Erschüttert stellte er fest, dass „bei den meisten Organkrebsen keinerlei Belege dafür existieren, dass die Chemotherapie -speziell auch die immer mehr um sich greifende Hochdosistherapie - die Lebenserwartung verlängert oder die Lebensqualität verbessert".

Namhafte Onkoligen stimmten dem Verdikt zu – die Ausbreitung der Chemotherapie konnte das nicht stoppen.
Wohl nicht zuletzt, weil die Ärzte ihren Patienten nicht eingestehen wollen, dass sie dem Krebs gänzlich wehrlos gegenüberstehen, ist die Giftkur zu einem Dogma der Medizin geworden.

Das stellt alle Beteiligten zufrieden: „Der Arzt ist froh, dass er etwas anbieten kann, die Patienten sind froh, dass sie etwas nehmen können, und die Industrie freut sich", konstatiert der Düsseldorfer Frauenarzt Jäger. Erfordert mehr Geld für Früherkennung, statt Millionensummen für die teuren Chemotherapien zu verpulvern. Deren Fortschritte liegen eher in der Minderung der Leiden, die sie selbst bewirken.

Früher schwächten die Zellgifte die Patienten dermaßen, dass sie im Krankenhausbett überwacht werden mussten. Nun liegen Mittel gegen Haarausfall, Brechreiz, Appetitlosigkeit, Durchfall und Verstopfung bereit; viele Chemotherapien können inzwischen sogar ambulant durchgeführt werden, und die Menschen müssen kaum mehr spucken. „Deshalb", erklärt der Recklinghäuser Onkologe Overkamp, „konnte ich in meiner Praxis auch Teppich verlegen."
Jedes Quartal verschreibt Overkamp seinen 1100 Krebspatienten Medikamente im Wert von etwa 1,5 Millionen Euro. Bundesweit summierte sich der Umsatz der Zytostatika zwischen August 2003 und Juli 2004 auf 1,8 Milliarden Euro -ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Antikörper, die Krebszellen gezielt erkennen können, sind die neuesten Preistreiber. Und wieder sehen die Hersteller einen Durchbruch - doch eindeutige Belege, ob das Leben unheilbar kranker Krebspatienten verlängert werden kann, fehlen auch hier. Die Konkurrenz durch die neuen Antikörper führt unterdessen dazu, dass altbekannte Zellgifte umso aggressiver in den Markt gedrängt werden.

Seit Jahrzehnten bringen Arzneimittelhersteller immer neue Zytostatika auf den Markt; in den siebziger Jahren waren 5, in den Neunzigern dagegen bereits rund 25 Mittel zugelassen. „Wenn da jedes Mal ein kleiner Fortschritt gemacht wurde", wundert sich der Münchner Epidemiologe Hölzel, „dann hätte das in den vergangenen Jahrzehnten zu bemerkenswerten Verbesserungen führen sollen. Die aber können wir in unserem Krebsregister nicht ablesen."

Auch in den vielen tausend Forschungsmitteilungen der Industrie fällt es schwer,Hinweise auf einen Überlebensvorteil zu finden. Für das metastasierte Mammakarzinom etwa deuten nur zehn Studien an, ein bestimmter Zytostatika-Cocktail verlängere das Leben im Vergleich zu einer anderen Mixtur. Weil aber Tausende Vergleichsstudien durchgeführt wurden, so der Heidelberger Epidemiologe Abel, seien „statistisch auffällige Unterschiede in einer erheblichen Zahl von Studien einfach auf Grund des Zufalls zu erwarten".

Die Befürworter der Chemotherapie verweisen vor allem auf zwei Arbeiten, die den Nutzen ihres Tuns zu belegen scheinen. So haben französische Forscher die Verläufe von insgesamt 724 Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs verglichen. Demnach hat sich die Uberlebensrate drei Jahre nach Diagnose von 27 Prozent (Behandlung zwischen 1987 und 1993) auf 43 Prozent (1994 bis 2000) erhöht.
Epidemiologe Hölzel jedoch führt das auf einen Trugschluss zurück. Die metastasierten Brustkrebse im Zeitraum 1994 bis 2000 wurden offensichtlich frühzeitiger erkannt als die alten Fälle. Weil die Krankheit bei Erstdiagnose noch nicht so weit fortgeschritten ist und die Lebenserwartung deshalb noch höher liegt, zählen die Forscher folglich mehr Lebenstage bis zum Tod. Das schlägt sich in einer verbesserten Überlebensrate nieder - ohne jedes Zutun einer Therapie.

Gern zitiert wird auch ein Befund, den Forscher der University of Texas in Houston im August 2003 vorgelegt haben. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs hat sich demnach in den Jahren 1974 bis 2000 kontinuierlich verbessert: von 10 Prozent auf 44 Prozent. Ihren Artikel garnieren sie mit einer Übersicht über all jene Zytostatika, die den sagenhaften Fortschritt angeblich möglich machten.
Bloß: In der Studie werden Frauen mit und solche ohne Metastasen miteinander verglichen. „Die Gruppen aus jüngerer Zeit waren verzerrt durch Patientinnen mit günstigeren Prognoseprofilen", räumen die Autoren des Jubelartikels in einem versteckten Satz ein.

„Es gibt überhaupt keine systematische Dokumentation, das ist der große Mangel der Krebsmedizin", klagt Hölzel angesichts solcher Trickforschung.
Mit seiner Forderung nach sauberen wissenschaftlichen Belegen dürfte Kritiker Hölzel die Branche indes kaum aufrütteln. Denn die kommt schließlich auch ohne den Nachweis eines Nutzens für sterbenskranke Krebspatienten ganz gut zurecht.
JÖRG BLECH

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